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Jürgen Olaf Hudtwalcker 1915 – 1984
Olaf Hudtwalcker ist am 23. April im Alter von 68 Jahren in Barcelona gestorben. Hudtwalcker, Jazzfreund seit den 30er Jahren, war auch mit dabei, als es nach dem Krieg darum ging, dem Jazz in Deutschland wieder Raum zu geben. Um Spreu von Weizen zu trennen hatte er nicht nur den reichen Massstab zur Hand, er war es selbst, an dem die Strömungen und Bemühungen gemessen werden konnten. Er gehörte jenem Triumvirat an, das 1949 die Basis für die Deutsche Jazz Föderation bildete, in der sich alle aktiven Kräfte zusammenfande, die sich u mein wirklich authentisches Wiedererstehen der so lange verbannten Musik bemühten. Hudtwalcker war der Grand Seigneur, dessen Ausstrahlung als anerkannter Kunstsachverständiger den Jazz in dem angemessenen Licht erscheinen liess.
Von seiner Aktivität als Präsident des Hot Club Frankfurt und der Deutschen Jazz Föderation gingen viele wesentlichen Impulse aus und weit über Frankfurts Grenzen hinaus fand Hudtwalcker hohes Ansehen und Anerkennung. Seine Jazzsendungen für den Hessischen Rundfunk, die er auch nach seinem Umzug nach Spanien fortsetzte, waren von höhem Nievau und trugen mit dazu bei, dass der Name Olaf Hudtwalcker hierzulande nicht in Vergessenheit geriet. Man wird ihm gewiss jetzt nach seinem Tod ein gutes Andenken bewahren.
Dieter Zimmerlé
im Jazz Podium, Juni 1984
Vater des Frankfurter Jazz
Olaf Hudtwalcker im Alter vom 68 Jahren gestorben
Olaf Hudtwalcker, einer der wichtigsten Initiatoren der Frankfurter Jazzscene der Nachkriegszeit, Autor, Sprecher und Kommentator unzähliger Jazzsendungen am Hessischen Rundfunk, aber auch einer der ersten bedeutenden Galeristen des Nachkrieges am Main, ist jetzt, 68jährig, überraschend an einem Herzversagen als Folge eines lange Leidens verstorben.
Hudtwalcker war gegen Ende der 40er Jahre nach Frankfurt gekommen, wo er sich als Galerist und Jazzautor niederliess. Unauffällig und taktvoll in seinem Umgang mit Menschen, aber nichtsdestoweniger entschieden in seinen Ansichten und Meinungen, war er bald von der kulturellen Szene der Mainstadt nicht mehr wegzudenken. Er war ein Mensch mit einer Stimme, die sich vorzüglich für den Rundfunk eignete.
Zum andern war er alles andere als ein streitsüchtiger Disputierer: «Ich hänge meine Bilder aus, und damit hat ich meine Meinung gesagt. Ich will Sachen zeigen, die so fertig sind, da man nichts mehr dazu zu reden braucht. Sachen, die selbst reden.”
Immerhin hat Hudtwalcker in seiner kleinen Galerie in der Kleinen Bockenheimer Strasse, Künstler wie Marini, Hartung, Winter, Puig oder Sam Francis zum ersten Mal nach Frankfurt gebracht.
Was den Jazz betrifft, so war der gehbehinderte Mann mit dem fast aristokratischen schmalen Gesicht, der eng mit Jazz-Freunden wie Littmann, Wunderlich, Mangelsdorff, Vogel und Bohländer zusammenarbeitete, einer der engagiertesten Verbreiter und Förderer dieser Musikform in Frankfurt.
Hudtwalcker ist keine Heldenfigur, auch keine heimliche, man kann ihn aber hanz etschieden einen der Väter des Frankfurter Jazz nennen. Die ihm kennen, trauern um ihn.
W.
Frankfurter Rundschau, 26. April 1984
Olaf Hudtwalcker gestorben
Als Olaf Hudtwalcker im Jahr 1965 Frankfurt verliess, um in sonnigen Barcelona seinen Wohnsitz zu nehmen, da wusste man, dass er für die Stadt am Main nicht ganz verloren war. Er schrieb und sprach weiterhin die kenntnisreichen Jazz-Sendungen im Hessischen Rundfunk, die seit dem Jahr 1948 ihren festen Hörerkreis hatten.
Hudtwalcker ist, 68jährig, in Barcelona gestorben. Am Montagsabend wird man ihn ein letztes Mal hören: im Jazz-Studio Frankfurt.
Die geborenen Hamburger hatte es kurz nach dem Krieg nach Frankfurt verschlagen. Er war Kaufmann, wandte sich dem Kunsthandel zu, hatte im Jazzhaus in der Kleinen Böckenheimer Strasse eine Galerie, doch sein Lebenswerk galt dem Jazz.
Schon nach 1945 gab es in Frankfurt den aktivsten Jazzklub Deutschlands. Bekannte Musiker gingen daraus hervor. Hudtwalcker wurde Präsident der deutschen Jazz-Föderation. Seine Verdienste um die Popularisierung jener Musik, die in Deutschland vielen fremd war, sind unbestritten. Hudtwalcker war es auch, der den Flamenco, Musik und Tanz spanischer Zigeuner, in seiner authentischen Form in deutschen Konzertsälen gekannt machte,
Frankfurter Neue Presse, 26. April 1984
Stimme für den Jazz
Olaf Hudtwalcker gestorben
Am Ostermontag ist, achtundsechzigjährig, Olaf Hudtwalcker in Barcelona gestorben.
Hudtwalcker war schon während des Dritten Reichs illegal für den Jazz tätig. Nach dem Krieg wurde er, zusammen mit Horst Lippmann, zum deutschen Jazzpionier schlechthin. Er wurde Präsident des Frankfurter Hotclubs und später der Deutschen Jazzföderation. Seine grösste Wirkund hatte er als Moderator von Jazzsendungen, deren Typus er für den Hessischen Rundfunk 1949 sozusagen erfand.
Hudtwalcker, der ein bedeutender Kunstsammler und Galerist und auch in der Organisation von Flamenco-Festivals tätig war, war ein herzlicher, verbindlicher, stets beherrschter Grandseigneur, wie er nun unter den Jazzfunktionären der Bundesrepublik, vielleicht sogar der Welt, nicht mehr existiert. Seine warme, sonore Stimme wurde mit der Vermittlung von Jazz nahezu gleichgesetzt.
U.O.
Frankfurter Rundschau, 28. April 1984
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