Nachruf

Carl Hudtwalcker
Carl Hudtwalcker 1782 – 1854

Gestern Morgen, in aller Frühe, sah man auf dem St. Catharinen-Kirchhofe ausserhalb des Dammthors einen wahrhaft ergreifenden Leichenzug sich von der Kapelle bis zur Gruft bewegen. Der blumenbekränzte Sarg barg die irdische Hülle eines Ehrenmannes, des vielgeliebten Mitbürgers unserer Stadt, Carl Hudtwalcker, Chef des Handlungshauses Hudtwalcker & Co. und Sohn des 1818 verstorbenen wohlverdienten Senators Johann Michael Hudtwalcker. Der Verblibenden war fern von der Heimath, in Innsbruck am 2ten Juni, ganz unerwartet einem Lungenschlag erlegen. Die treue starke Liebe seiner Gattin und Kinder hatten die geliebte Leiche selbst nach seiner Vaterstadt zurückgeleitet, wo sie nun, zwischen Eltern, Geschwistern und Kindern, ihre letzte Ruhe finden sollte.

Sein Grab hatten die Arbeiter seiner Fabrik zu einem Blumenbeet verwandelt – sie selbst trugen ihre vielgeliebten, stets gütigen Herrn dorthin; ihnen folgte Herr Pastor Gliza, der am Sarge wie an der Gruft dem freien sterblichen Geiste des Verewigten einige Worte der Erinnerung und der Zuversicht nachrief. Gattin, Schwester, Kinder und Kindeskinder – Alle, die ihm im Leben die Nächsten gewesen, waren es dem vielgeliebten Todten auch bis zur letzten Rugestätte; ihnen schloss  sic hein zahlreicher Kreis älterer und jüngerer Freunde an. Die tiefe Stille Trauer dieses Zuges war der beredeste Zeuge wie mannigfach der Verstorbene, sei es durch das ratlose Streben seines edlen Geistes oder durch die finnig zarte Art seiner Liebe oder durch sein unermüdlichen Wohlwollen, sich die Herzen aller Derer zu gewinnen wusste, die ihn, nah oder fern, im Leben berührten.

Durch Ein und Siebenzig Jahre eines viel bewegten Lebens, wusste der Hingeschiedene sic hein so reiches, frisches Herz zu bewahren – wer so liebte der hat wohl gelebt. Wir dürfen über das Hinscheiden eines solchen Mittbürgers trauern, dessen Andenken unter uns Gott segnen möge.

Hamburg, den 14ten Juni 1854 X.

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